Leserbrief von Pastor Bauer im Neuen Ruhrwort Nr. 52/53 2021

Gestorben ist auch
ein Erinnerungszeichen

Zu: „Abschied von der letzten christlichen Kirche“, Neues Ruhrwort, 48/21

Das Bild und die Überschrift bilden schon die gelungene Einheit einer Traueranzeige. Dazu bedarf es nicht mehr der Erwähnung der Einzelheiten über die Todesursache, das einsame Sterben, den Tod, die Abschiedsfeiern und das ausstehende Begräbnis einer Kirche, „Asche zu Asche“.

Gestorben ist auch ein Erinnerungszeichen an einen Ort früherer ökumenischer Zusammenarbeit. Einem ganzen Stadtteil wurde ein letzter Wegweiser, eine Orientierungshilfe genommen. Zur Trauer gehört aber auch die Beobachtung, das kaum jemand aus dem Stadtteil, der Gemeinde und Pfarrei der Abschied von dieser Kirche berührte.

Die Kirche war dem Heiligen Maximilian Kolbe geweiht. Ein Mensch, der gestorben ist, damit ein anderer leben kann.Die Bedingungen seines Todes sind unvergleichbar, der Terror und darin seine freie Entscheidung. Aber das Ziel ist vergleichbar. Eine Kirche stirbt, damit eine andere überleben kann.

Diesen Gedanken zu beachten, kann helfen, die Zukunft zu gestalten. Er kann betroffene Menschen und Gemeinden trösten und die Bereitschaft wecken, einen solchen Verlust zu bejahen und nicht nur hinzunehmen.Damit wäre eine positive Haltung geweckt. Die Notwendigkeit von Kirchenschließungen wird nicht bestritten. Um die Entscheidungen ist niemand zu beneiden. Aber pastoral ist die Art und Weise des Vollzuges entscheidender als die Sache selbst.

Leider unbeachtet und unerwähnt sind die tröstenden und ermutigenden Worte am Eingang der Kirche, ein Wort von Maximilian Kolbe:

– … DER LIEBE GOTT IST AN ALLEN ORTEN UND DENKT MIT GROSSER LIEBE AN ALLE UND AN ALLES.

Schrift am Eingang der Maximilian Kolbe Kirche in Bochum-Kornharpen

Dieses Wort könnte eigentlich ein seelsorgerisches, pastorales Konzept für die Schließung einer Kirche sein. Es ist auch eine Chance für die Zeit danach, wenn es darum geht, den „Hinterbliebenen“ bei den „Überlebenden“eine gemeinsame neue Heimat zu geben.

Pastor Walter Bauer

https://neuesruhrwort.de

Einladung zur klimapolitischen Fahrradtour

Wir planen gemeinsam mit anderen Mitfrauen aus dem Dachverband der Beginen eine klimapolitische Fahrradtour am 26. Juni 2021 von unserem Beginenhof zum Beginenhof nach Essen. Wir werden den schönen Ruhrradweg entlang fahren und dort eine Kundgebung abhalten.

Fahnen für die klimapolitische Fahrradtour

Wir planen für Mitte Juni eine klimapolitische Fahrradtour. Abgesehen von den üblichen Vorbereitungen wie Picknickkorb und Anmeldung bei der Polizei, brauchen wir natürlich auch Fahnen.

Wie machen wir das am Besten?

Worauf müssen wir achten?

Der Stoff muss gewaschen und sehr gut gebügelt sein. Gut ist Nessel. Wir lassen einen Slogan aufdrucken und wollen die freie Seite selber bemalen. Das Aufdrucken kostet 5 € pro Fahne.
Für das Bemalen schieben wir eine Pappe in die fertig genähte Fahne, damit die Stofffarben nicht durchsuppen. Das würde den schönen Aufdruck verschandeln.

Wir brauchen kleine Stöcke, mit denen wir die Fahnen an den Fahrrädern befestigen können. Wir haben uns für Bambusstäbe (Blumenhandel oder Baumarkt) entschieden, 90 cm lang. Wir befestigen sie mit Draht am Fahrrad.

Beim Nähen ist es wichtig, dass ein Tunnel genäht wird, durch den der Stock gezogen werden kann. Das Fähnchen ist an der Grundseite 35 cm breit und ist 35 cm hoch.
Und der Stoff ist doppelt gelegt. So ist er schön fest und weht gut sichtbar im Wind. Die Fahne ist groß genug für eine klimapolitische Botschaft.

Wenn wir fertig sind, werden wir die Fotos hier posten.

Das unerwartete Glück…

Was für eine Überraschung! Als ich vor ein paar Tagen nach Hause kam, fand ich dieses hübsche Päckchen.

schmales rechteckiges Päckchen von oben mit DHL-Aufklebern

So hübsch! Sogar mit Spiralen auf dem Packpapier! Es kommt von Barbara, einer Begine aus dem Kloster Malgarten!

Was das wohl ist?

schmales rechteckoges Paket mit Schleife, unter der Schleife ein Brief in schöner Schrift

Die nächste Lage ist auch wieder hübsch verpackt. Und es zeigt sich ein Brief und ein Zettel…aber weiter gehts…

Was kommt zum Vorschein?

saftiges Sauerteigbrot von oben auf Packpapier

Ein echtes, selbstgebackenes Brot!!! Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Aber nun erst mal den Brief lesen (auch dieser wieder mit einer Spirale):

Brief zu Lichtmess aus Malgarten, Beilage zum Beginenbrot

Ein Brot zur Stärkung unserer Seele. So eine schöne Idee, um uns in unserem neuen Gemeinschaftsleben ohne Kirche zu stärken. Ich bin sehr gerührt!

Natürlich muss ich das Brot gleich anschneiden. Es schmeckt toll! Und da man auf einem Bein nicht stehen kann, folgt gleich eine zweite Scheibe 😉
Damit wir uns zukünftig auch selbst beschenken können, schickt Barbara klugerweise gleich das Rezept mit.

Bild des Rezeptes

Endlich mal ein Rezept, das so geschrieben ist, dass man gleich weiß, wieviel Zeit man dafür braucht.

Natürlich werden via Threema gleich alle meine Mitfrauen über dieses wunderbare Geschenk informiert. Und das Brot kommt natürlich gleich in den Gemeinschaftsraum, wo sich alle „eine Scheibe abschneiden „können“.

So eine unerwartete Überraschung durch so ein Geschenk, dass von Herzen kommt, hat mich an diesem Tag glücklich gemacht. Auch in schwierigen Zeiten halten wir Frauen auch über Hofgrenzen hinweg zusammen!

Bei dem Telefonat mit Barbara können wir uns dann auch nicht einigen, wer von uns sich mehr gefreut hat. Freude wird durch Teilen anscheinend wirklich mehr!
Auf diesem Weg noch mal vielen Dank an Barbara und Claudia aus Malgarten. Bis hoffentlich bald wieder einmal!!!

Mechthild vom Beginenhof

Der Pachtvertrag ist aufgelöst

Im Januar 2021 ist der Erbpachtvertrag zwischen der Pfarrei Liebfrauen, Altenbochum, und dem Beginen Heute e.V. zur Nutzung der Maximilian Kolbe Kirche aufgelöst. Dem ging ein langer Prozess des Ringens um eine Lösung voraus. Wir mussten feststellen, dass wir die monatlichen Kosten nicht so wie ursprünglich geplant gemeinsam tragen können. Wir sind auf dem Beginenhof Bochum weniger Frauen als nötig sind, um einen für alle tragbaren Geldbetrag leisten zu können. Einige Jahre haben wir uns nach der Decke gestreckt. Aber nun sind wir, wenn auch schweren Herzens, von dieser Verpflichtung befreit. In den letzten Wochen haben wir den Abschied von „unserer“ Kirche gestaltet. Wir haben aufgeräumt und geputzt, gesichtet und beraten. Wir haben dort ein letztes Mal gebetet (diesmal, wie es der Zeit entspricht, ohne Gesang).

Wir danken allen, die uns in dieser schwierigen Zeit begleitet und beraten haben.

Nun beginnt eine neue Zeit. Wir bleiben unserer christlich-spirituellen und frauenbewegten Ausrichtung treu. Nach einer Zeit des Durchatmens werden wir sehen, wie es für uns weitergehen kann. Dann wird es, und das sehen wir deutlich, neue Wege geben. Wir werden berichten und freuen uns darauf.

Geschenktipps #1

Wir haben noch einige Exemplare von „Das Tagebuch der Begine Renitenta“ von Ulrike Friebel, das einen wunderbaren, humorvollen Einblick in das Leben auf einem Beginenhof gibt. Es spielt zur Zeit der historischen Beginen in Essen.

https://www.bod.de/buchshop/das-tagebuch-der-begine-renitenta-ulrike-friebel-9783741298028

Sie können es unter dem angegebenen Link online bestellen oder bei uns einen Termin per Mail vereinbaren, um es abzuholen.

Das Büchlein kostet 5 € .

Weihnachtspakete abgegeben

Von wegen: In diesem Jahr fällt Weihnachten aus.

Es gibt Feste, die können nicht ausfallen. Erinnern Sie sich? Die Kartons sind fertig und heute abgegeben worden. Sie haben noch bis zum 2. Dezember eine faire Chance, anderen eine Freude zu machen. Wie das geht? Das wird genau erklärt.

Schuhkartons für Weihnachten

In Bochum wird es wieder die Schuhkartonaktion geben, bei der vom Schauspielhaus organisiert wird, was Obdachlosen in dieser Zeit gut tut und als Weihnachtsgeschenk in der Größe eines Schuhkartons Freude bereitet:

Zeitnah werden wir einen Blick in die Tagespresse werfen, weil dort immer noch mal informiert wird, was grad besonders nötig ist.

Wir sammeln auf dem Beginenhof unsere Päckchen und bringen sie zur Rotunde.

Für Menschen mit dem Lebensmittelpunkt Straße sind folgende Dinge besonders wertvoll:
Mütze, Handschuhe, Schal, Socken, Unterwäsche; Hygieneartikel (abgepackte Seife, Handdesinfektion – Lotion oder Tücher) ,Pflege- und Hygieneprodukte (Duschgel, Einwegrasierer, Creme, Deo, Papiertaschentücher, Feuchttücher, Tampons oder Binden für Damen, Pflaster…), Kaffeesticks (löslicher Kaffee), Teebeutel, Tütensuppen, Kekse, Süßigkeiten, Hand und Zehenwärmer. Und sehr gerne noch dazu: einen handgeschriebenen Gruß.

ABGABE DER PÄCKCHEN:
Ihre selbstgepackten Geschenke können zu den Öffnungszeiten bzw. den unten angegebenen Zeiten bis zum 02.12.2020 bei folgenden Partner*innen des Vereins „Bochum hilft!“ abgegeben werden:

AWO Bochum, Bleichstr. 8, 9:30 – 15:00 • Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, Mo – Fr, 10:00 – 15:00 und 18:30 – 21:00 • Eiscafé Aus Zeit, Hattinger Str. 789 • Kleiner Glückspilz, Weststraße 112, Mi, 12:30 – 13:30 • LBS Bank, Massenbergstr. 17• Notunterkunft Höntrop, Höntroper Str. 99 • Prinz Regent Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60 • Restaurant Artemis, Wasserstraße 419, Di – So, 17:00 – 22:00 • Rottstraße 5 Theater, Rottstraße 5 • Schauspielhaus Bochum, Kassenfoyer, Königsallee 15, 30.11. – 02.12.20, 10:00 – 18:00 • Sold Out Gallery, Königsallee 16 • Stadt Bochum – Amt für Soziales, Diekampstr. 26, Mo, Mi und Do, 09:00 – 13:00 • ver.di, Universitätsstr. 76 • Zwei Säulen Café, Hattinger Str. 796

Quelle: https://www.schauspielhausbochum.de/de/stuecke/1284/bochum-hilft

Morgenandacht mit uns

Nicole Richter war so freundlich, Tomke Gerdes zu interviewen. So erfahren Sie Einiges über unser Leben auf dem Hof und unser Christsein. Wir sind der einzige moderne Beginenhof mit einer Kirche (die wir uns nicht mehr leisten können, weshalb wir sie aufgeben müssen). Nicole Richter erinnert an Marguerite Porète, die kaum noch bekannt ist. Sie war eine Begine, eine gläubige Frau, die ihren Erfahrungen und Gotteserfahrungen traute – was wiederum der Kirche nicht passte, weswegen man sie auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Wir sind heute nicht mehr in der Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu landen. Das Leben auf dem Beginenhof ist ein Leben mit Frauen-Solidarität, mit der gemeinsamen Suche nach dem richtigen, guten Leben, keine halben Sachen, deshalb auch nicht immer einfach, aber immer voll Liebe.

Marguerite Porète und die Beginen heute – Eine Morgenandacht von Nicole Richter im WDR.

Das Manuskript

Kirche in WDR 2 | 26.09.2020 | 05:55 Uhr

Marguerite Porète und die Beginen heute

Autorin: Die Flammen lodern hoch – Menschen drängen sich dicht an dicht. Sie alle wollen dabei sein. Es ist Sommer1310. Heute soll Marguerite Porète auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Ihr Buch „Spiegel der einfachen Seelen“ hat viele verärgert, weil sie der kirchlichen Moral eine neue, mystische Freiheitslehre entgegensetzt. Marguerite Porète gehört zu den Beginen. Einer Bewegung von Frauen, die sich im 13. Jahrhundert für ein selbstbestimmteres Leben einsetzen. Denn: Damals konnten Frauen sich nur zwischen Ehe und Kloster entscheiden. Auch wenn Frauen heute mehr Wahlmöglichkeiten haben, gibt es sie trotzdem noch, die Beginen. Dr. Tomke Gerdes, 43 Jahre alt, zwei Kinder, lebt im Beginenhof in Bochum.

O-Ton: Es ist im Prinzip eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft hier auf unserem Hof. Wir helfen uns gegenseitig im Alltag z.B. bei Kinderbetreuung oder Einkäufen, sind füreinander da, nehmen Anteil am Leben der Anderen, allerdings ohne Familienersatz zu sein.

Autorin: Es ist eine besondere Atmosphäre, eine Oase mitten im Ruhrgebiet. Unweit von Bochum am Rand eines Landschaftsschutzgebietes stehen sechs Doppelhäuser und drei Einfamilienhäuser;

O-Ton: Unsere Kirche ist unser Mittelpunkt auf dem Hof, weil wir alle christlichen Glaubens sind. Wir kämpfen allerdings um die Finanzierung.

Autorin: Zwei Mal in der Woche feiern sie in ihrer Kirche ein Nachtgebet, meditieren, schweigen, singen zusammen – wenn nicht gerade Corona ist. Für ihr eigenes spirituelles Leben, aber auch als Einladung für Menschen aus dem Stadtteil.

O-Ton: Was uns grundsätzlich beschäftigt, ist die Frage: Was macht Begine sein aus heute? Wie wollen wir in unserer Gemeinschaft leben? Was kriegen wir neben der Kinderbetreuung in unserer Gemeinschaft gestemmt? Wie finanzieren wir die Gemeinschaftsflächen? Das sind so Themen, die in unseren Hofrunden immer wieder aufkommen und die auch wichtig sind.

Autorin: Die kleinste Wohnung kostet kalt ca. 550 € plus Nebenkosten. Dazu kommen noch Umlagen für Gemeinschaftsräume, eine Unterkunft für Übernachtungsgäste und die kleine Kirche. Für viele Frauen, die alleinstehend sind, ist das viel Geld. Für das sie aber auch viel bekommen: tolle Wohnungen in unterschiedlichen Größen in einer dorfähnlichen Atmosphäre. Dr. Tomke Gerdes bringt die Besonderheit des Wohnprojektes so auf den Punkt:

O-Ton: Kurz gesagt, es ist eine weltoffene, ökumenische Frauengemeinschaft, die vor allen Dingen Solidarität untereinander lebt. Und wir haben eine mittelalterliche Tradition, das heißt, die historischen Wurzeln geben auch Kraft für das, was wir gemeinsam anpacken möchten.

Autorin: Im Dachverband der Beginen sind sie europaweit vernetzt. So lebt der Geist einer Elisabeth von Thüringen, Mechthild von Magdeburg und Marguerite Porète bis heute weiter. Auch wenn sich die Zeiten Gott sei Dank geändert haben, teilen die modernen Beginen ihr altes Ziel: Ein selbstbestimmtes, freies Leben in einer solidarischen Gemeinschaft von Frauen.

Weitere Informationen:

www.beginenhof-bochum.de (zuletzt abgerufen am:14.08.2020)

https://www.neue-wohnformen.de(zuletzt abgerufen am:14.08.2020)

www.historisches-lexikon-bayerns.de (zuletzt abgerufen am:14.08.2020)

https://www.heiligenlexikon.de/Orden/Beginen.htm (zuletzt abgerufen am:14.08.2020)

https://www.dachverband-der-beginen.de (zuletzt abgerufen am:14.08.2020)

Quellenangaben:
Pierre Stutz „Geborgen und frei – Mystik als Lebensstil“

https://pierrestutz.ch/geborgen-und-frei-4/ (zuletzt abgerufen am:14.08.2020)

https://www.randomhouse.de/Buch/Geborgen-und-frei/Pierre-Stutz/Koesel/e541932.rhd (zuletzt abgerufen am:14.08.2020)

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung